Mein Leben für deins by Kizer Amber

Mein Leben für deins by Kizer Amber

Autor:Kizer, Amber
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2015-04-23T16:00:00+00:00


KAPITEL 15

»Vivian, Schatz, wir müssen uns mal unterhalten«, rief ihre Mutter, als Vivian am nächsten Morgen die Treppe herunterkam.

Einen Herzschlag lang fragte sie sich, ob sie einen Anruf von ihrem Arzt bekommen hatten.

Von welchem? Und warum?

Ihre beiden Eltern saßen im Wohnzimmer, denselben Ausdruck auf dem Gesicht (Pantone 19-6110), aber aus ihren Blicken sprach ein Anflug von Ärger.

Enttäuschung? Frustration?

Vivian machte sich auf alles gefasst und ich tat automatisch das Gleiche. Irgendwie lag in den ernsten Blicken aller Eltern immer derselbe universelle Glanz.

»Deine Lehrerin hat angerufen.«

Vivian nickte. Welche?

Irgendeine. Alle.

»Du fällst in Geschichte durch«, fuhr ihre Mom fort.

Und bald auch in Spanisch, in Mathe und in Chemie. Du hättest lieber für diesen Test lernen sollen, anstatt zu malen. Anstatt dauernd den Sportkanal zu schauen und zu versuchen, Footballbegriffe zu lernen. Anstatt den ganzen Tag von Leif zu träumen, obwohl du sauer auf ihn bist.

Ihr Dad tadelte sie sanft: »Wir sind immer sehr stolz auf dich gewesen. Du hast immer fleißig gelernt und gute Noten bekommen. Egal, ob du gerade im Krankenhaus warst oder nicht. In all den Jahren hast du dich wirklich sehr gut gemacht.«

»Was ist denn los?«, wollte ihre Mom wissen, als müsse es eine Erklärung dafür geben, eine vernünftige Erklärung, wie etwa ein Missverständnis oder einen Telefonstreich.

Wann immer ihre Eltern etwas Ernstes mit ihr zu besprechen hatten, redeten sie mit ihr, als könne sie daran zerbrechen. Es war, als hätten sie Angst, Vivian könnte sterben, und die letzten Worten, die sie mit ihr gewechselt hatten, seien im Zorn gesprochen worden. Sie tänzelten wie auf Zehenspitzen um sie herum. Ihre Eltern meinten es gut. Meine Mutter hätte mir einen Vortrag darüber gehalten, was für einen Eindruck es machte, durchzufallen. Aber der äußere Eindruck hatte für Vivians Familie nicht oberste Priorität. Ich beneidete sie darum. Aber nicht nur darum. Ihre Eltern sahen sie an, als hänge ihr eigenes Leben davon ab, nicht nur Vivians.

Sie räusperte sich. »Nichts ist los.«

»Irgendwas hat sich verändert.« Ihr Dad schüttelte den Kopf.

»Ist es dieser Junge?«, fragte ihre Mom.

»Nein.« Vivian setzte sich nicht. »Ich war nur beschäftigt.«

»Zu beschäftigt für die Schule?«

Ich sah, wie die beiden einen Blick tauschten, und fragte mich, ob sie eine Strategie vereinbart hatten, bevor sie heruntergekommen waren. So hatte ich sie noch nie erlebt: Sie schienen sich noch einiger zu sein als sonst, dazu bereit, Vivian unter Druck zu setzen.

»Dann müssen wir eben Platz in deinem Terminkalender schaffen.«

»Mom.« Vivian schüttelte den Kopf.

»Wenn du nicht im Laden arbeiten, malen und für die Schule lernen kannst, dann haben wir ein Problem.« Die Worte und der Gesichtsausdruck ihrer Mom trafen Vivian mit der Härte von Stahl (Pantone 18-4005 TCX).

»Du musst weniger malen oder deinen Job kündigen«, fügte ihr Dad hinzu.

»Die Schule ist nicht gerade der Teil deiner Verpflichtungen, den du vernachlässigen solltest.«

Bei der Vorstellung, ihre Malerei, ihre Farben oder das Studio nicht um sich zu haben, tobte ein stechender Wirbelsturm der Gefühle in Vivians Herz, teils brennender Schmerz (Pantone 1797), teils erstickende Finsternis (Pantone 19-4305).

»Mit meiner Malerei bezahle ich die Rechnungen«, erinnerte Vivian sie mit einem Anflug von Wut.



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